Helene Bretsch

Helene Bretsch erzählt

Das Interview wurde am 16.05.2006 aufgezeichnet und am 13.02.2021 geringfügig ergänzt..
Helene Bretsch

Frau Bretsch arbeitete als Köchin im damaligen Grenzkommando. Das Kommando wurde 1952 gebaut und bis 1961 betrieben. Dann wurde es aufgelöst.

Frau Bretsch, geborene Much, kam erst im Jahre 1957 mit ihrem Vater, ihrer Mutter und ihrer Tochter aus Polen nach Deutschland zurück. Die Familie Much fuhr am 27.01.1957 in Polen (Hinterpommern) los und konnte sich am 03.02.1957 endlich in Löcknitz anmelden. Sie wurden von Stolp nach Lauenburg getrieben von den Polen und dann weiter in Richtung Deutschland verfrachtet. Sie kamen erst bei ihrem Bruder Willy Much in Pampow unter, bis sie dann selbst eine Wohnung hatten. Willy Much war auch bei der Grenzpolizei tätig.

Frau Bretsch arbeitete erst im Haus der Schaffenden (Volkshaus) in Löcknitz als Köchin. Dort war sie ein viertel Jahr. Jeden Tag von Februar bis 14. Juni fuhr sie mit dem Fahrrad bei Wind und Wetter nach Löcknitz zur Arbeit. Es fuhr zwar früh schon der Arbeiterbus, aber dort mitzukommen war nicht möglich, da sie keine Fahrkarte für diesen Bus bekam. Der Bus war auch voll.

Sie wurde von Frau Rehpenning angesprochen, ob sie nicht als Köchin im Grenzkommando anfangen will. Das war natürlich für sie viel günstiger, schon wegen der Fahrerei. Auch Gerhard Rehpenning, damals Unteroffizier bei der Grenzpolizei, sprach mit ihr über eine Einstellung. Die Grenzpolizei trug nach dem Krieg blaue Uniformen, dann graue und zuletzt graugrüne Uniformen.

Der damalige Chef vom Volkshaus, Kurt Müller, hatte Verständnis und stimmte der Kündigung zu. So begann Frau Bretsch am 15. Juni 1957 als Köchin im Grenzkommando Pampow. Diese Arbeit machte sie bis 1961, dann war es dort zu Ende, die Kommandostelle wurde aufgelöst. Zuvor war Frau Käthe Brock die Kochfrau für die Grenzer. Zwischenzeitig heiratete sie Erwin Bretsch.

Frau Martha Bast war die Kollegin von Frau Bretsch und beide mußten jährlich als zivile Angestellte im Offizierszimmer erscheinen und dort wurden sie zu Stillschweigen und Geheimhaltung verpflichtet und vereidigt. Im Grenzkommando waren 30 Mann abwechselnd im Dienst. 1961 mit Auflösung des Kommandos waren dann noch 1/4 Jahr lang 4 Genossen und die Kochfrauen dort zum sauber machen. Viel Arbeit war da nicht mehr und so wurde des öfteren ein Kartenspiel gewagt. Die 4 Genossen waren Fritz Borchert, Gerhard Rehpenning, Peter England und Herr Kirchner.

Nach dem viertel Jahr war dann endgültig Schluß und aus dem Kommando wurde ein Pflegeheim. Es wurde dafür alles renoviert und neu gemacht.

Frau Bretsch ging dann ab 1961 in der LPG saisonbedingt im Feldbau arbeiten. Sie pflegte dann noch die Mutter von Günter Daika, die damals im Hause Lambrecht wohnte (heute Haase) und verdiente sich bei den Bauern ein wenig dazu. Von Minna Daika, die im Rollstuhl saß, bekam sie monatlich 20,00 Mark Pflegegeld.

Frau Bast war schon in der Schulküche angestellt. Frau Bast kochte zuerst seit dem 01.04.1960 im Kindergarten, wie es aus alten Protokollen zu entnehmen ist. Hier wurde auch für die Schüler das Essen ausgegeben. Im Schuljahr 1961/62 wurde dann die Schulküche fertiggestellt, aber noch kein Essen ausgegeben, da keine Mittel dafür vorhanden waren. Noch im Plan 1962/63 heißt es, daß die Schüler geschlossen zum Kindergarten gehen, um dort das Essen einzunehmen. 1963 wird mit der Essenausgabe in der Schulküche begonnen, weil es immer mehr Schüler werden, die Essen gehen wollen. Ein Teil der Schüler besuchte auch den Hort, den es seit 01.03.1960 gab. Vorher gab es ein Hausaufgabenzimmer.

Nachdem Willy Much 1957 sein eigenes Haus baute, wohnte Frau Bretsch zeitweilig bei Antonie Schmidt im Haus. Der Vater starb schon 1959, er war nur 2 Jahre hier.

Die Arbeit in der Schulküche begann für sie erst 1971. 1977 unterbrach Frau Bretsch die Arbeit in der Küche für 1,5 Jahre, um ihre kranke Mutter zu pflegen, die dann am 17.12.1979 starb. 1980 begann sie wieder mit der Arbeit in der Schulküche und blieb dort bis zur Rente im Jahre 1984. Auch als Rentnerin kochte sie noch 2 Jahre weiter bis 1986. Frau Bast war schon 1975 gestorben. Frau Gitta Hering kochte bis 1980 und blieb dann zur Pflege ihrer kranken Mutter zu Hause. Selber war sie gesundheitlich auch nicht auf dem Posten.

1976 schloß die Schule, trotzdem wurde da erst noch weiter gekocht. Etwas später ging es dann zum Kindergarten. Im Herbst 1976 wurde die Turnhalle mit dem Essenraum zum Ballhaus umgebaut.

Frau Bukowski hat im Okt. 1986 im Kindergarten als Köchin angefangen. Sie blieb bis Ende 1994.

Die erste Kindergärtnerin war Marianne Daika und dann kam Paula Brock dazu. Später waren es Sabiene Moll und Simone Steinhöfel. Es gab verschiedene Vertretungen in all den Jahren unter anderem Frau Wittkopf aus Rothenklempenow für Frau Moll, Frau Lorenz und Frau Jacobs.

Noch hervorzuheben sind die vielen gesellschaftlichen und privaten Feiern, wie goldene, silberne und grüne Hochzeiten, Jugendweihen, runde Geburtstage usw., bei denen Frau Helene Bretsch zu aller Zufriedenheit für das leibliche Wohl sorgte. Die letzte Feierlichkeit, auf der sie kochte, war die goldene Hochzeit von Karl und Anna Näckel.

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