Die Russen sind da

Dorfgeschichte nach 1945

In den alten Polizeiakten, die unserem Dorf erhalten geblieben sind, findet man eine Reihe von Hinweisen, wie es nach dem Krieg weiterging. Der Hunger machte auch vor unserem Dorf nicht halt und die vielen Flüchtlinge, die das Dorf durchzogen oder hier Station machten, hatten auch nichts zu beißen. So mußte man sich also etwas besorgen und daher war es an der Tagesordnung, das alles Mögliche gestohlen wurde, Essen, Kleidung und andere Dinge. Sogar die Dorfbewohner untereinander bestahlen sich. Da fehlte dann schon mal eine Henne oder eine Ente, welche  irgendwo in der Nachbarschaft im Topf schmorte. Heute schmunzeln wir über solche Dinge, damals aber gehörte es zum Überleben und war bitterer Ernst.

Zur Unterstützung der Polizeiarbeit wurden Hilfspolizisten eingesetzt, die ehrenamtlich arbeiteten. In Pampow waren das im Jahre 1945 Gerhard und Arnold Behnke sowie Manfred Sadowski.

Einem Protokoll vom 8.8.1945 ist zu entnehmen, daß beim Landwirt Krause Gänse gestohlen wurden. Es waren 4 Täter, von denen einer einen Schuß aus einer Waffe abgab. Eine Gans konnte fliehen und kam auf den Hof zurück, wurde aber von einem der Täten wieder eingefangen. Der Polizist Reinhold Suckow aus Pampow nahm den Tatbestand auf. Weitergeleitet wurden die Anzeigen an das Kreispolizeiamt in Pölitz, unterzeichnet vom Kommandoführer der Gendarmerie in Mewegen Max Behm. In weiteren Anzeigen geht es um gestohlene Ziegen, Puten, Zuchtgänsen, Kaninchen und anderem Getier.

Aus einer Anzeige vom 6.10.1946  der Frau Erna Groth ist zu entnehmen, daß aus ihrer Wohnung Herrenanzüge, Hüte, Stoff, Kleider und eine Lederhandtasche entwendet wurden.. Ein Tatverdächtiger konnte festgenommen werden, der dann auch gestand und einen Teil der Sachen zurückgegeben hat.

Fahndungsblätter wurden nach vermißten oder kriminellen Personen ausgeschrieben und in den Polizeistationen hinterlegt. Diebstähle durch Soldaten der Roten Armee wurden an die Russische Kriegskommandantur gemeldet.

Die Dienstwohnung des Gendarmeriepostens befand sich in der Schule in Pampow, 2 Zimmer, 1 Küche, 1 Stall ohne Land und weiterem Zubehör.        

Aus einem Protokoll vom 09.11.1945 geht hervor, daß ein Mordüberfall im Pampower Ausbau beim Besitzer Eduard Busse stattgefunden hat. Der Bauer Karl Krienke meldete bei der Polizei, daß dort schon tagelang das Vieh nicht versorgt wurde. Bei der Durchsuchung wurden dann dort im Haus zwei Leichen gefunden. Im Stall fand man Reste von geschlachteten Gänsen. Das Großvieh wurde zu anderen Bauern gebracht, um es zu versorgen.

Der Polizist Erich Dumm wurde im November 1945 vom Kreispolizeiamt Randow in Pampow eingesetzt und vertrat dort  von diesem Zeitpunkt an die Staatsmacht. So waren ein hauptamtlicher Polizist und 5 Hilfspolizisten im November tätig.

Aus einem weiteren Bericht ist ersichtlich, daß Lenzen im November 1945 auf der Landkarte der polnischen Miliz als polnisches Gebiet ausgewiesen war. Nun mußte vom Landrat eindeutig bewiesen werden, daß Lenzen zu Deutschland gehört, da es sonst von den Deutschen nicht mehr betreten werden durfte.

Solche Dinge bestimmten damals ,1945, den Alltag in dieser Region.     

In einem Protokoll vom 10.12.1945 wird aufgeführt, welche Feuerlöschgeräte sich in der Gemeinde befinden, als da wären eine Handdruckspritze ohne Stahlrohr und zwei Gummischläuche.

Es gibt in den Polizeiakten eine Liste vom 09.01.1946 über die Angehörigen der Feuerwehr in Pampow. In dieser Liste sind aufgeführt Richard Fensch als Hauptmann, Richard Dreblow, Hugo Gevert, Ernst Hasenbank, Hans Vormelker, Kurt Dannemann und Heinz Hering als Mitglieder.

Des weiteren gab es einen Befehl vom 15.12.1945 über die Beschlagnahme und Registrierung aller Fahrräder, die sich in Privatbesitz befinden und auch von Rundfunkgeräten. Laut einer Aufstellung wurden 12 Fahrräder und 13 Rundfunkgeräte in Pampow gemeldet. 

Brennholz  wurde unter Aufsicht geworben und dafür Holzscheine ausgestellt.. Revierförster Schultz arbeitete dabei mit der Polizei zusammen. Wurde ein Fuhrwerk, dass Holz abfuhr ohne Holzschein angetroffen, so wurde das Holz beschlagnahmt.    

Am 10.01.1946  erfolgte der Aufruf zur Bildung einer Grenzpolizei, dazu wurden körpergewandte Männer im Alter von 18 – 40 Jahren gesucht. Bewerbungen wurden im Kreispolizeiamt Randow in Löcknitz entgegengenommen.    

Einer anderen Meldung ist zu entnehmen, daß hier im Ort und in der Umgebung keine geeigneten Männer dafür vorhanden sind.    Die Männer, die in Frage kämen, müssen auf ihren Höfen arbeiten.

Anweisungen der S.S.S.R. Kriegskomandantur wurden ebenfalls über die Polizeistationen weitergegeben.

Diebstahlanzeigen waren an der Tagesordnung. In einer Anzeige vom 1.Februar 1946   geht es um 3 gestohlene Pferde, um 1 gestohlenes Kaninchen, Werkzeug und dergleichen.

Oft wurden auch Protokolle erstellt, in denen Vergehen russischer Soldaten zur  Sprache kamen bzw. in russischen Uniformen gekleidete Personen Untaten begangen haben. In solchen Fällen wurde mit dem russischen Kommando zusammengearbeitet.         

Polizeiwachtmeister E. Dumm war in dieser Zeit für die Polizeistation Pampow zuständig. Danach tritt ein Wachtmeister Endrichkeit und ein Wachtmeister Werth auf. Ursula Kielgas war Gemeindesekretärin, wie es den Schriftstücken zu entnehmen ist.

Bei der Polizei waren am 15.03.1946 insgesamt 14 Rundfunkgeräte gemeldet, davon waren nur 9 Stück betriebsbereit.

Auch Anzeigen über Gewalttaten und Prügeleien im Ort sind in den alten Akten zu finden. So wurde der schwer kriegsverletzte Fritz Brüssow von Dorfbewohnern angegriffen und verprügelt, nur weil er etwas wegen seiner ihm zugewiesenen Wohnung klären wollte.       

Die alten Schriftstücke enthalten viele Angaben über die damalige Lage im Ort, über die Ängste und Nöte der Einwohner und über die vielseitige Arbeit der Polizei, die meist unbewaffnet war, was den Dienst noch erschwerte.

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